Bis wir uns wiedersehen
Neulich, als ich Gott traf, summte sie leise vor sich hin. Sie lächelte mich an und sagte: ‚Das ist so ein Ohrwurm!‘
Ich hörte zu, als Gott anfing zu singen: ‚Und bis uns wiedersehn, und bis wir uns wiedersehn, möge Gott seine schützende Hand über dir halten.‘ Sofort musste ich mitsingen, das Lied ist wirklich so schön.
‚Warum brauchen wir das so sehr, die Hoffnung auf ein Wiedersehen?‘, fragte ich Gott nach der letzten Strophe.
‚Liebe?‘, sagte Gott und zwinkerte mir zu. ‚Weil ihr euch liebt, wollt ihr euch wiedersehen.‘
‚Jajajaja‘, sagte ich etwas ungeduldig, ‚aber das wir das sogar singen wollen und uns dafür deinen Segen erhoffen – das geht doch wohl weit darüber hinaus!‘
‚Nichts geht über die Liebe!‘, sagte Gott streng. Aber dann ließ sie sich auf eine Erläuterung ein: ‚Ein Abschied macht das Wiedersehen ungewiss. Die Lieben sollen nicht allein durchs Leben gehen. Und manchmal geht es ja auch um einen längeren Abschied. Weil einer auf Reisen geht, wegzieht oder gestorben ist.‘
‚Der Tod macht den Segen noch dringlicher‘, meinte ich nachdenklich. ‚Und es ist so schön, dass du uns hältst, im Leben und im Tod und überall dazwischen.‘
‚Immer,‘ versprach Gott. ‚Bis wir uns wiedersehen.‘
Herzliche Grüße von Ihrer und eurer Pastorin
Marion Hild